Scheiß auf Deine Vorsätze und schütze Deine Komfort-Zone!

Vanessa Koch — — 5 Minuten

Vor einigen Tagen habe ich meinen Bilder-Ordner aufgeräumt und bin auf die Fotos gestossen, die wir auf unseren Reisen in den letzten Jahren an die Küsten von Norden bis in den Süden Europas unternommen haben. Kilometerlange Strände, gleissendes Licht auf glitzerndem Wasser, azurblaue sanfte Wellen. Strandromantik pur. Aber nicht nur das.

Wann immer die Rede von Müll im Meer ist, nutzen Organisationen, Medien und Influencer gern die Superlative. Sie zeigen große Müllteppiche an Flußmündungen, riesige Müllberge an Stränden oder sie tauchen durch einen Vorhang von Müll mitten in den Ozeanen. Diese Bilder schockieren und machen Sprachlos.

Auch wir haben uns in der Vergangenheit bei Diskussionen und Präsentationen solcher Bilder bedient, um zu beschreiben, welchen Einfluss unser massiver Konsum auf unsere schöne Natur hat.

Im ersten Moment haben die Bilder einen Vorteil. Aufgrund dessen, dass sie in jenem Moment mit einer Wucht das Problem deutlich machen, bewegen sie auch viele Menschen dazu in diesem Augenblick ihren Lebensstil zu hinterfragen und lösen bei einigen auch den Wunsch aus etwas zu ändern. Manch einer erinnert sich selbst, Müll in der Natur gesehen zu haben - aber nicht jedoch in solch einem Ausmaß, wie man es auf den Bildern sehen kann.

Darin liegt auch das Problem. Die Bilder zeigen nämlich die konzentrierte Form unseres Müllproblems. Die Spitze des Eisberges. Wer mit offenen Augen durch die Natur geht wird nämlich erkennen, dass sich mittlerweile überall Müll befindet. Diese Verschmutzung ist nicht nur im Pazifikraum - der Garbage Patches - enthalten. Das Problem ist viel größer.

Auf unseren Reisen an die Küsten, konnten wir allein in den letzten vier Jahren beobachten, dass Strände und Küstenlinien rund um den Atlantik und das Mittelmeer voller Müll sind.

Vor vier Jahren hatten wir bereits in ein paar Minuten im Rahmen eines Beach-Clean-Ups die Taschen voller angespültem Abfall. Eigentlich wollten wir nur einen kleinen Strandspaziergang machen. Vor zwei Jahren fanden wir auch noch viel Müll. Aber es kam noch etwas hinzu: winzige kleine Plastikstücke - zerbrochene bunte Plastikteilchen, die wie Muscheln den Sand sprenkelten. Wir fanden sie an den Stränden der Nordsee und am Atlantik. Wohin man auf den Sand schaute, konnte man die kleinen Plastikpartikel sehen. Und die Sichtungen wurden im Laufe der letzten zwei Jahre immer mehr und die Teilchen leider immer kleiner.

Plastik im Sand

„Meeresrauschen. An einem traumhaften Strand im Sand sitzend, das Kinn der Sonne entgegen recken. Sand umspielt Finger und Zehen. Oder …zumindest ein Teil davon sind Sandkörner. Dazwischen blitzen rote, grüne, blaue, gelbe, weiße und schwarze Teilchen und Kugeln. Plastik. Es geht nicht mehr nur um die Flaschen, Kisten, Becher, Folien und andere Dinge, die an den Strand gespült werden. Es sind die bunten Teilchen, die sich in den Sand integrieren. Denn das verdeutlicht, dass das Plastik im Meer begonnen hat sich zu zerkleinern. Während man größeren Müll noch gut aufsammeln kann, ist es nahezu unmöglich diese Plastikteilchen aus dem Sand zu sieben. Das verdeutlicht, dass es schon deutlich später als fünf vor zwölf ist.

Die folgenden Bilder von uns zeigen einige der schönen Strände, die wir besucht haben. Oftmals gab es Sonnenanbeter, die die Umweltverschmutzung um ihre Handtücher nicht bemerkten. Manchmal haben auch wir das Plastik auf den ersten Blick nicht bemerkt. Aber sobald das Auge seinen Blick drauf fokussiert hatte, konnten wir es nicht mehr wegleugnen. Daneben haben wir natürlich auch noch zerfaserte Zigarettenstummel gefunden. Unzählige. Ein weiteres Problem, denn sie vergiften auch die Böden, dank der angesammelten Stoffe aus dem Tabak und allen voran Nikotin, das ein Nervengift ist.

Fundstücke eines Beach Cleanups

Aber zurück zu den Plastikteilchen. Ich hoffe wirklich, dass jemand eine Lösung findet, um die Ozeane, die Ufer und Strände von diesen winzigen Partikeln zu befreien. Es ist unmöglich, sie mit der Hand aufzunehmen, weil es hunderte und abertausende davon gibt.

Es ist JETZT Zeit zu handeln. Wenn wir weiterhin schöne Tage in der Natur verbringen wollen, muss jeder einzelnen von uns seinen Verbrauch von Plastik und Verpackungen senken. Wir müssen Unternehmen und Politiker zwingen, Einwegverpackungen zu reduzieren und illegale Müllverkappungen auf Meeren und in der Natur deutlich stärker zu bestrafen.

Und vor allem Kleinvieh macht auch Mist. Fällt Dir einmal etwas aus der Hand oder aus der Tasche … heb es auf! Die Industrie, die Politik und wir sind verantwortlich für die Verschmutzung unserer eigenen Komfortzone - der Erde mit ihren wunderbaren Orten. Die Erde, die allen Kreaturen Nahrung und einen Platz zum Leben gibt. Wir sind die einzigen, die eine Müllspur hinterlassen. Kein Wesen auf der Welt macht so etwas. Die Natur nutzt jedes Gewebe, jedes Material. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt.

Also, scheiß auf Deine Vorsätze und frage Dich lieber öfter:

  • Bietet mir dieser Kaffee in einem Einweg-Becher mehr als nur kurzen Komfort?
  • Ist das nächste lustige Gadget, dass ich kaufen muss wirklich so nützlich, wie ich denke?
  • Werde ich in einem Jahr noch Lust auf dieses Kleidungsstück oder die Accessoires haben?

Oder geht alles in ein paar Wochen, Tagen, Monaten in den Müll?

Denk dran, die einzige Komfort-Zone, die wir immer nutzen wollen in schönen Momenten, ist die Natur. Wenn Du sie weiterhin genießen willst, dann achte und schütze sie durch Dein Handeln an jedem einzigen Tag.